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1954/55-1966/67: Die erste Generation der Ingenieur
Die Referenz 666 und ihre Verwandten mit IWC Automatik (Kal. 852x, 853x) |
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Es gibt Zeiten, wo sich die Essenz der Uhrmacherkunst einer Manufaktur in einem einzigen Modell zu verdichten scheint. Zu dieser Kategorie der Jahrhundert-Uhren zählt im Falle von IWC beispielsweise die Da Vinci von 1985, oder eben auch die Referenz 666, die erste in der langen Reihe von Ingenieur-Modellen. Als IWC 1954/55 die Ingenieur als Leadermodell ihrer Herrenkollektion lancierte, stand der Name der Schaffhausener Manufaktur für technisch hervorragend konstruierte, unprätentiöse Uhren von kompromissloser Qualität und Zuverlässigkeit. Dieser Philosophie und Wahlspruch «probus Scafusia» («Bewährtes aus Schaffhausen») lebte die Ur-Ingenieur wie keine anderes Modell nach. Sie vereinigte eines der besten Automatikwerke mit einem äusserst strapazierfähigen, gegen Wasser und magnetische Einflüsse geschützten Gehäuse, in das alle Erfahrungen geflossen waren, die IWC in vielen Jahren der Herstellung von Militäruhren erworben hatte.
Die erste Generation der Ingenieur war eine reine Männeruhr. Gedacht war sie in erster Linie für Berufsleute, welche wie beispielsweise Ingenieure oder Ärzte in ihrem Arbeitsumfeld starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren. Entsprechend dem gehobenenen sozialen Status des Zielpublikums war die Ingenieur von zurückhaltend elegantem Zuschnitt, wenn auch aus konstruktionstechnischen für die damaligen Verhältnisse recht gross und hochbauend. Das Konzept erwies sich als erfolgreich. Die Ingenieur wurde bald zum Favoriten für all jene, die eine robuste Uhr mit schnörkellosem, männlichem Auftreten bevorzugten. Während mehr als 12 Jahren konnten so die Ur-Ingenieur in fast unveränderter Form und hohen Stückzahlen verkauft werden.
Als Antrieb kam in der Referenz 666 mit dem Kaliber 852x die zweite, stark verbesserte Version der unter dem technischen Direktor Albert Pellaton entwickelten «IWC Automatic» zum Einsatz. Es zeichnete sich durch einen äusserst zuverlässigen Exzenter-Aufzug aus (den sogenannten Pellaton-Aufzug) und war im Gegensatz zur Vorgängerversion (Kaliber 85) mit einer autokompensierenden Breguet-Spirale, einer Feineinstellung mittels Rücker und einer erhöhten Schwingungszahl (19,800 pro Sek.) ausgestattet.
Angeboten wurden die Ingenieur-Modelle sowohl in einer datumslosen Basisausführung (Kaliber 852) als auch mit einem Kalendermodul (Kaliber 8521). Anfänglich bevorzugten die Käufer eindeutig die erstere, deutlich günstigere Version, so dass unter den frühen Modellen solche mit Datum (Referenz 666 AD) weit seltener anzutreffen sind als die Standardversion (Referenz 666 A).
Das verschraubte Gehäuse war dreiteilig und von überdurchschnittlicher Qualität. Die Käufer konnten zwischen Ausführungen in Edelstahl, 18. Karat Gold und einer Mixte-Version aus 14 Karat Gold mit Stahlboden (Referenz 766) wählen. Alle drei waren wasserdicht bis 10 atü und durch ein Magnetschutzinnengehäuse aus Weicheisen gegen elektromagnetische Felder bis 80,000 A/m geschützt.
Die durchweg hochwertigen Zifferblätter entsprachen dem zurückhaltenden Geschmack der Zeit. Abgesehen vom datumslosen Basismodell aus Stahl waren alle Ingenieurs mit Indizes aus 18 Karat Gold ausgestattet. Dabei zeigen die Kataloge und Anzeigen über die gesamte Produktionszeit ein erstaunlich geschlossenes Erscheinungsbild. Es dominieren einige wenige schlichte versilberte Blätter ohne Ziffern im «Calatrava»-Stil, immer mit den in den fünfziger Jahren so beliebten Dauphines-Zeigern. Gelegentlich werden auch schwarze Blätter abgebildet und anfänglich Goldmodelle mit arabischen Zahlen. Dass die Wirklichkeit jedoch vielfältiger war als diese Publikationen erahnen lassen, zeigt eine Übersicht tatsächlich erhaltener Zifferblatt-Variationen.
Die Referenz 666 ist heute ein beliebtes Sammlermodell. Besonders gesucht sind Exemplare in selteneren Ausführungen, zum Beispiel solche mit schwarzen oder anderen ungewöhnlichen Zifferblättern. Aber auch die Preise der normalen Modelle sind erstaunlich hoch, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Ur-Ingenieur in doch recht hohen Stückzahlen produzierte wurde und deshalb nicht als Rarität gelten kann.
Merkmale:
Im Jahre 1958/59 erhielt die Ingenieur-Linie ein neues Automatikwerk. Beim Kaliber 853/8531 handelte es sich um eine organische Weiterentwicklung des Vorgängerwerks 852x, von dem es sich lediglich durch einige Verbesserungen an der Unruhe und am Federhaus unterschied.
Unabhängig vom Kaliberwechsel wurde in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren auch das Auftreten der Ingenieur behutsam der Zeit angepasst. Die Zifferblätter mit arabischen Zahlen verschwanden aus den Prospekten, dafür wurden einige zusätzliche Varian-ten zahlenloser Blätter eingeführt. Regelmässig wurden nun in den Katalogen auch Stahl- und Goldbänder in verschiedenen Variationen angeboten. Eine optionale Lupe über dem Datumsfenster, wie man sie von Rolex-Modellen her kennt, war ebenso erhältlich.
Trotz dieser Modifizierungen blieb die Ingenieur aber auch in den sechziger Jahren dieselbe Uhr wie bei ihrer Einführung im Jahre 1954/55, nur dass jetzt der Verkauf der Kalendermodelle (Referenz 666 AD) denjenigen des Basisausführung (Referenz 666 A) bei weitem übertraf. Als 1963/64 mit dem Kaliber 854x eine weitere verbesserte Version der IWC Automatik auf dem Markt kam, verspürte die Schaffhausener keine Eile, ihr Flaggschiff zu ersetzen. Offenbar verkaufte sich die Ingenieur trotz ihres zunehmend konservativen Charakters weiterhin ansprechend. So dauerte es noch einige Jahre, bis auch sie als eines der letzten IWC-Modelle in den Genuss der neuesten Werksentwicklung kam. 1967 war es so weit, und die Referenz 666 wurde schliesslich durch das Nachfolgemodell (Referenz 866) abgelöst.
Merkmale:
Anfang der sechziger Jahre führte IWC kurzzeitig neue Referenznummern ein, welche aus einem reinen Zahlencode bestanden. Dieses Nummernschema basierte auf der alten Referenz, fügte ihr aber jeweils ein einstelliges Prä- und Suffix hinzu. So entstand eine fünf- bis sechstellige Nummer, durch welche sich jede Kombination von Modell, Werk und Gehäusematerial eindeutig identifizieren liess. Die Modelle selbst blieben unverändert. Die neue Nummerierung setzte sich jedoch nicht durch, so dass IWC Mitte der sechziger Jahre wieder zum alten, einfacheren Nummernschema zurückkehrte.
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